LICHT- LEBEN! für sechsstimmigen Chor a cappella

In St.Benno (München) - Foto: Christian Bährens

Dieses besondere Werk auf der Grundlage zweier verschiedener Texte und Perspektiven entstand für das 10jährige Jubiläum des JUNGEN KAMMERCHOR LUCENTE in München und wurde von ihnen dort im Mai 2025 uraufgeführt. Die Genese des Werkes ist im Folgenden beschrieben und sie können die Uraufführung im unten stehenden Video hören und sehen. "Licht-Leben!" ist beim HELBLING VERLAG erschienen und kann über den folgenden Link Bestelt werden: HELBLING

LICHT - LEBEN ist wieder live von ihnen zu hören:

Tallinn 2. September 19:00 Blackhead's House & Segarkoor Norus & Voces Tallinn Chamber Choir

Riga 4. September 19:00 Sv Sveta Petera baznica & Dziesmuvara

Kaunas 6. September 18:00 St. Francis Xavier & Choras Saluto

Video der UA

Genese von LICHT-LEBEN!

Als ich im September 2024 während der ChorCom in Hannover mit meiner Münchener Kollegin Inga Brüseke zuammensaß und ihr das Angebot machte, ihrem Jungen Kammerchor Lucente anlässlich seines 10jährigen Bestehens im nächsten Jahr eine Komposition zum Geschenk zu machen, waren sehr schnell die ersten gemeinsamen inhaltlichen Ideen auf dem Tisch. 
Für Inga sind nach ihren eigenen Worten Tod und Auferstehung neben der großen Frage nach dem Danach auch spirituelles Sinnbild für die Übergänge der Lebensabschnitte, ob als sanft oder umbruchhaft erfahren. Mir geht es ähnlich, denn jedem Abschied folgt ein Neubeginn, aus Trauer erwächst neue Hoffnung und jeder Wechsel im Leben hat seinen eigenen Charakter. Inga erzählte von ihrem Vater und wir sprachen in diesem Zusammenhang von der Bedeutung, die das „Lux aeterna“ für uns hat, als spirituelle Verbindung der Lebensphasen und als Ausdruck der Hoffnung und Gewissheit über den Tod hinaus. Schon lange begleitet sie außerdem Rilkes Gedicht „Du musst das Leben nicht verstehen“ als ein poetischer Ausdruck für die Kunst, dem Wandel des Lebens in melancholischer Leichtigkeit zu begegnen.
Das Anliegen meiner neuen Komposition lag damit auf der Hand: eine Verbindung zwischen den beiden Texten zu schaffen, Licht leuchten zu lassen und dem lebensbejahenden Gedicht klanglichen Ausdruck zu verleihen. Damit war schnell der Titel „Licht – Leben“ gefunden mit den dahinterstehenden Kerngedanken: Licht spendet Leben, Leben wird Licht. Wie wichtig in unserer Zeit!
Unmittelbar nach der Rückkehr machte ich mich in Berlin an die Arbeit. „Blickt zu mir der Töne Licht“ – diese Passage aus dem „Abendständchen“ von Brahms war der erste Impuls und das Potential des Chores der Anreiz meine Komposition nach dem Vorbild von Brahms‘ sechsstimmigen Gesängen mit ihren vielseitigen klanglichen und satztechnischen Möglichkeiten anzugehen. Um an Rilkes optimistischen Grundgedanken anzuknüpfen entschied ich mich den überlieferten lateinischen Text zu kürzen und das bittende „es möge leuchten“ in das optimistisch hoffende „es leuchtet“ umzuwandeln: „Lux aeterna lucet.“ Am Ende der Komposition sollte es zu einer Verbindung der Begriffe „Licht“ und „Leben“ kommen und damit auch zum gemeinsamen „lucent“: dem guten Omen, das der Chor zurecht in seinem Namen trägt.


Texte: Lux aeterna (trad. christlich, Auszug) & Du musst das Leben nicht verstehen (Rilke)

LUX AERTERNA LUCEAT EIS

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.